Der Unter­schied zwischen offenen und geschlos­se­nen Fonds

Zuletzt aktualisiert am: 21.07.2025

Lesedauer: 6 Minuten

Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch und schaut nachdenklich auf ein Dokument. Hinter ihm befinden sich Computerbildschirme, auf denen Finanzcharts angezeigt werden. Der Text auf dem Bild lautet auf Deutsch: Wie unterscheiden sich offene und geschlossene Fonds?.

Offene vs. geschlos­se­ne Fonds

  • Offene Fonds: Täglich handel­bar; flexi­ble Kapitalanpassung.
  • Geschlos­se­ne Fonds: Feste Laufzeit; keine Rücknah­me während der Laufzeit.
  • Liqui­di­tät: Offene Fonds bieten höhere Liqui­di­tät; geschlos­se­ne Fonds haben begrenz­te Liquidität.

Anleger sollten den Unter­schied zwischen offenen und geschlos­se­nen Fonds unbedingt kennen, bevor sie sich für eine Inves­ti­ti­on entscheiden.

Während offene Fonds als siche­re und bestän­di­ge Inves­ti­ti­ons­form gelten, stehen geschlos­se­ne Fonds, auch nach ihrer Regulie­rung durch das Kapital­an­la­ge­ge­setz­buch im Jahr 2013, immer wieder in der Kritik.

Warum das so ist, wird deutlich, wenn man sich die beiden Anlage­for­men genau­er anschaut.

Offene und geschlos­se­ne Fonds: Definition

Offene und geschlos­se­ne Fonds sind zwei verschie­de­ne Arten von Invest­ment­fonds, die sich in Struk­tur und Funkti­ons­wei­se unterscheiden.

Als „offene Fonds“ werden klassi­sche Invest­ment­fonds bezeich­net, bei denen Anleger jeder­zeit Antei­le kaufen oder verkau­fen können.

Sie zeich­nen sich durch eine hohe Diver­si­fi­ka­ti­on aus und werden aktiv von profes­sio­nel­len Fonds­ma­na­gern verwaltet.

Bei geschlos­se­nen Fonds gibt es dagegen nur eine begrenz­te Zeitspan­ne, um die Antei­le zu erwerben.

Sind alle Antei­le verkauft, wird der Fonds geschlos­sen und das gesam­mel­te Geld entspre­chend einer spezi­fi­schen Anlage­stra­te­gie investiert.

Korrek­te Bezeichnung

Recht­lich gesehen ist die korrek­te Bezeich­nung für geschlos­se­ne Fonds „Alter­na­ti­ver Invest­ment­fonds“ (AIF).

Geschlos­se­ne Anlage­fonds konzen­trie­ren sich auf bestimm­te Märkte und bieten Anlegern keine flexi­blen Möglich­kei­ten zur Diversifikation.

Nach dem Abschluss der Zeich­nungs­pe­ri­ode werden die Antei­le des geschlos­se­nen Fonds nicht mehr direkt von den Anlegern gekauft oder verkauft.

Der Handel erfolgt – ähnlich wie bei Aktien, an der Börse.

Da der Preis der Antei­le durch Angebot und Nachfra­ge bestimmt wird, kann er auch unter dem Netto­in­ven­tar­wert (NAV) des gesam­ten Fonds­ver­mö­gens liegen.

Auch geschlos­se­ne Fonds werden aktiv verwaltet.

Beispie­le für geschlos­se­ne Fonds

Ein Merkmal geschlos­se­ner Fonds ist, dass Anleger Mitei­gen­tü­mer eines Sachwer­tes werden, denn sie dienen der Finan­zie­rung von konkre­ten Projekten.

Das kann zum Beispiel eine Immobi­lie, ein Flugzeug oder ein Windpark sein.

Üblicher­wei­se wird zwischen verschie­de­nen Anlage­klas­sen unterschieden:

ArtBeispie­leAusfüh­rung
Immobi­li­en­fondsGewer­be- oder WohnimmobilienKauf, Bau oder Entwick­lung von Immobilien
Priva­te-Equity-FondsNicht börsen­no­tier­te UnternehmenErwerb, Ausbau oder Restruk­tu­rie­rung der Firmen
Erneu­er­ba­re-Energien-FondsSolar- oder WindparksBau, Betrieb und Wartung der Anlagen
Infra­struk­tur­fondsStraßen, Brücken, Flughä­fen oder StromnetzeKonstruk­ti­on, Betrieb und Instandhaltung
Schiffs­fondsFracht- oder Kreuz­fahrt­schif­fe, sowie TankerKauf und Vermietung

In allen Fällen erwer­ben Inves­to­ren Antei­le an den Fonds und profi­tie­ren von den Gewin­nen, sofern das Projekt Erfolg hat.

Fehlen­de Risikostreuung

Da durch geschlos­se­ne Fonds finan­zier­te Projek­te meistens in hohem Maß von zahlrei­chen Markt­fak­to­ren abhän­gig sind, ist es schwie­rig die tatsäch­li­che Höhe der Gewin­ne im Vorfeld abzuschätzen.

Die fehlen­de Risiko­streu­ung kann beim Schei­tern des Unter­neh­mens mit einem Total­ver­lust für die Anleger verbun­den sein.

6 Unter­schie­de offener und geschlos­se­ner Fonds

Trotz der Tatsa­che, dass es sich sowohl bei offenen, als auch bei geschlos­se­nen Fonds um kollek­ti­ve Anlage­for­men handelt, unter­schei­den sie sich sehr stark.

Wie sehr, wird im direk­ten Vergleich deutlich:

Unter­schie­deOffene FondsGeschlos­se­ne Fonds
1.Handel­bar­keit der AnteileJeder­zeit handelbarWerden an Börsen gehandelt
2.Zeich­nungs­pe­ri­odeMan kann jeder­zeit Antei­le kaufenBegrenz­te Zeitspan­ne, um Antei­le zu kaufen
3.Fonds­vo­lu­menAnzahl der Antei­le variabelFestge­leg­te Anzahl von Anteilen
4.Preis der AnteileBasiert auf dem Wert des FondsvermögensPreis wird durch Angebot und Nachfra­ge bestimmt
5.Liqui­di­tätAntei­le können jeder­zeit gekauft oder verkauft werdenVerkauf nur unter bestimm­ten Bedingungen
6.Anlage­stra­te­gieBreite Streu­ungKonzen­tra­ti­on auf bestimm­te Märkte oder Projekte

Offene vs. Geschlos­se­ne Fonds: Die Risiken

Mit der Inves­ti­ti­on in geschlos­se­ne Fonds kommen Risiken, die sorgfäl­tig vor der Inves­ti­ti­on abgewägt werden sollten.

Neben der fehlen­den Risiko­streu­ung gibt es noch weite­re Fakto­ren, die sich nachtei­lig auswir­ken können:

  • Einge­schränk­te Liquidität
  • Lange Anlage­ho­ri­zon­te
  • Markt­ri­si­ko und Volatilität
  • Hohe Kosten

Da der Handel mit den Antei­len geschlos­se­ner Fonds an der Börse statt­fin­det und nicht zwischen den Anlegern, kann sich der Verkauf schwie­rig gestal­ten – insbe­son­de­re wenn die Nachfra­ge begrenzt ist.

Weiter­hin ist die Bindung des Kapitals über einen länge­ren Zeitraum meistens eine Voraus­set­zung für den Erwerb von Anteilen.

Unabhän­gig vom tatsäch­li­chen Zeitraum ist das Risiko grund­sätz­lich erhöht, da die Antei­le während dieser Dauer nicht verkauft werden können.

Die festen Laufzei­ten können z.B. „nur“ 7 Jahre betra­gen, aber auch 20 oder mehr.

Bei offenen Fonds können die Antei­le jeder­zeit gekauft oder verkauft werden.

Da die Antei­le geschlos­se­ner Fonds an der Börse gehan­delt werden, können zusätz­li­che Gebüh­ren anfallen.

Somit ist die Verwal­tung häufig mit mehr Kosten verbun­den, als bei offenen Investmentfonds.

Besteue­rung geschlos­se­ner Fonds

Geschlos­se­ne Fonds werden nicht mit der Abgel­tungs­steu­er besteu­ert, sondern über die Einkommenssteuer.

Die Versteue­rung erfolgt basie­rend auf dem persön­li­chen Steuersatz.

AAV-Fazit

Geschlos­se­ne Fonds sind für Inves­to­ren geeig­net, die den langfris­ti­gen Anlage­ho­ri­zont überbli­cken können, bereits Erfah­rung haben und die entspre­chen­de Risiko­be­reit­schaft besitzen.

Aufgrund der Spezi­fi­ka geschlos­se­ner Fonds, geht die Formel „hohes Risiko = hoher Gewinn“ nicht für jeden Anleger auf.

Die fehlen­de Trans­pa­renz bei der Portfo­lio­zu­sam­men­set­zung kann es zusätz­lich erschwe­ren eine fundier­te Anlage­ent­schei­dung zu treffen.

Weiter­hin müssen sich Anleger bewusst machen, dass bei geschlos­se­nen Fonds ein Insol­venz- bzw. Liqui­di­täts­ri­si­ko besteht.

Der Total­ver­lust des inves­tier­ten Kapitals ist durch­aus eine reale Option, die man ernst nehmen sollte.

Nachschuss­pflicht

Unter bestimm­ten Bedin­gun­gen muss man sogar weite­re Einla­gen leisten (Nachschuss­pflicht), da man bei geschlos­se­nen Fonds Mitei­gen­tü­mer der Gesell­schaft ist.

Im Unter­schied dazu bieten offene Fonds auch weniger erfah­re­nen Anlegern die Möglich­keit bereits mit wenig Start­ka­pi­tal ihr Geld stetig und dauer­haft zu vermehren.

Als Sonder­ver­mö­gen ist das Kapital der Anleger vor einer Insol­venz des Invest­ment­fonds geschützt.

Mehr über offene Invest­ment­fonds erfah­ren Sie im Beitrag „Was sind die Vor- und Nachtei­le von Invest­ment­fonds?

Häufig gestell­te Fragen (FAQ) zum Unter­schied zwischen offenen und geschlos­se­nen Fonds

In diesem Kapitel beant­wor­ten wir die häufigs­ten Fragen.

1. Was ist ein offener Fonds?

Ein offener Fonds ist ein Invest­ment­fonds, bei dem Anleger jeder­zeit Antei­le kaufen oder verkau­fen können. Die Anzahl der Antei­le ist nicht begrenzt, und das Fonds­ver­mö­gen wird flexi­bel an die Nachfra­ge angepasst.

2. Was ist ein geschlos­se­ner Fonds?

Ein geschlos­se­ner Fonds sammelt während einer begrenz­ten Platzie­rungs­pha­se Kapital ein und wird danach für neue Anleger geschlos­sen. Antei­le können in der Regel nur über den Zweit­markt verkauft werden, und das inves­tier­te Kapital ist meist über Jahre gebunden.

3. Wie unter­schei­den sich offene und geschlos­se­ne Fonds in Bezug auf die Liquidität?

Offene Fonds bieten hohe Liqui­di­tät, da Antei­le börsen­täg­lich gehan­delt werden können. Geschlos­se­ne Fonds haben eine einge­schränk­te Liqui­di­tät, da ein Ausstieg meist erst nach Ablauf der festen Laufzeit oder über den Zweit­markt möglich ist.

4. Welche Risiken bestehen bei geschlos­se­nen Fonds?

Geschlos­se­ne Fonds bergen höhere Risiken, da sie oft in einzel­ne Projek­te inves­tie­ren und weniger diver­si­fi­ziert sind. Zudem besteht das Risiko, dass das inves­tier­te Kapital über länge­re Zeiträu­me gebun­den ist und Verlus­te nicht durch andere Anlagen ausge­gli­chen werden können.

5. Für wen eignen sich offene Fonds besonders?

Offene Fonds sind für Anleger geeig­net, die Flexi­bi­li­tät wünschen und regel­mä­ßig inves­tie­ren oder ihr Kapital kurzfris­tig verfüg­bar halten möchten. Sie bieten eine breite Diver­si­fi­ka­ti­on und sind bereits mit kleinen Beträ­gen zugänglich.

6. Welche Vortei­le bieten geschlos­se­ne Fonds?

Geschlos­se­ne Fonds ermög­li­chen Inves­ti­tio­nen in spezi­el­le Projek­te wie Immobi­li­en oder Infra­struk­tur, die in offenen Fonds nicht verfüg­bar sind. Sie bieten die Chance auf höhere Rendi­ten, gehen jedoch mit höheren Risiken und länge­ren Kapital­bin­dun­gen einher.

7. Wie erfolgt die Besteue­rung bei offenen und geschlos­se­nen Fonds?

Bei offenen Fonds werden Erträ­ge wie Dividen­den oder Zinsen jährlich besteu­ert, während bei geschlos­se­nen Fonds die Besteue­rung oft erst bei Ausschüt­tun­gen oder dem Verkauf der Antei­le erfolgt. Die steuer­li­che Behand­lung kann je nach Fonds­struk­tur variieren.

8. Was sind Beispie­le für offene und geschlos­se­ne Fonds?

Beispie­le für offene Fonds sind Aktien­fonds, Renten­fonds oder Misch­fonds, die in verschie­de­ne Wertpa­pie­re inves­tie­ren. Geschlos­se­ne Fonds inves­tie­ren häufig in konkre­te Projek­te wie Immobi­li­en, Flugzeu­ge oder Windparks und sind nach dem Kapital­an­la­ge­ge­setz­buch (KAGB) reguliert.

Hinweis: Dieses FAQ dient der allge­mei­nen Infor­ma­ti­on und ersetzt keine indivi­du­el­le Anlage­be­ra­tung. Für spezi­fi­sche Anlie­gen wenden Sie sich bitte an einen Finanzberater.

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