Was bedeu­tet thesau­ri­e­rend und wo spielt dieser Begriff eine Rolle?

Zuletzt aktualisiert am: 09.09.2025

Lesedauer: 7 Minuten

Nahaufnahme von Händen, die Münzen auf einem Tisch zu Stapeln aufschichten, darunter ein deutscher Text mit der Aufschrift "Thesaurierung einfach erklärt". In der rechten oberen Ecke befindet sich ein Logo der AAV Fondsvermittlung.

Das Wichtigs­te in Kürze

  • Thesau­ri­e­rend = automa­ti­sche Wieder­an­la­ge. Erträ­ge bleiben im Fonds und erhöhen den Anteil­wert → Zinses­zins­ef­fekt ohne eigenes Zutun.
  • Ausschüt­tend = regel­mä­ßi­ge Cashflows. Für densel­ben Endwert müssen Ausschüt­tun­gen wieder­an­ge­legt werden, sonst bleibt die Gesamt­ren­di­te meist niedriger.
  • Steuern (DE): Laufend Steuer auf Ausschüt­tun­gen bzw. ggf. Vorab­pau­scha­le (nur bei positi­vem Basis­zins & Wertan­stieg; um Ausschüt­tun­gen gekürzt). Teilfrei­stel­lung (z. B. 30 % bei Aktien-ETFs) gilt für beide Typen.
  • Daumen­re­gel: Langfris­ti­ger Vermö­gens­auf­bau → thesau­ri­e­rend. Laufen­de Einnahmen/Entnahmephase → ausschüttend.

(Hinweis: Keine Steuer­be­ra­tung. Indivi­du­el­le Situa­ti­on, Produkt­art und BMF-Basis­zins beachten.)

Der Begriff thesau­ri­e­rend bedeu­tet, dass Gewin­ne nicht oder nur teilwei­se ausge­schüt­tet werden und überwie­gend in einem Unter­neh­men verbleiben.

Gründe für Gewinnthe­sau­ri­e­rung in Firmen:

  1. Höhere Unabhän­gig­keit von Kredi­ten durch Selbstfinanzierung
  2. Verbes­se­rung der Bonität durch mehr Eigenkapital
  3. Steuer­li­che Begünstigungen

Thesau­ri­e­rung spielt nicht nur in Unter­neh­men eine Rolle, sondern auch im Bereich Invest­ment.

Anleger haben bei bestimm­ten Invest­ment­fonds und ETFs die Auswahl – möchte ich meine Gewin­ne direkt erhal­ten oder automa­tisch reinvestieren?

Was sind thesau­ri­e­ren­de ETFs?

Thesau­ri­e­ren­de ETFs reinves­tie­ren die erziel­ten Rendi­ten zurück in den Index­fonds und nutzen sie um das Fonds­ver­mö­gen weiter zu vergrö­ßern.

Mit diesem Wachs­tum wird auch der Wert der einzel­nen Antei­le gesteigert.

Das Pendant dazu sind ausschüt­ten­de ETFs, die ihre Gewin­ne in regel­mä­ßi­gen Abstän­den direkt an ihre Anleger auszahlen.

Reinves­ti­ti­on bei thesau­ri­e­ren­den Investmentfonds

Bei thesau­ri­e­ren­den Invest­ment­fonds entschei­det der Fonds­ma­na­ger entspre­chend der Anlage­stra­te­gie, welche weite­ren Aktien, Anlei­hen etc. dazuge­kauft werden.

Wie auch bei ETFs ist das Ziel den Wert der einzel­nen Antei­le des Invest­ment­fonds zu erhöhen, sowie eine Maximie­rung der Rendi­te.

In unserem Ratge­ber­bei­tragWas ist der Unter­schied zwischen ETFs und Fonds?“ erfah­ren Sie alles über die Unter­schie­de zwischen den beiden Anlageformen.

Thesau­rie­ren ist nicht Wiederanlegen

Bei Wieder­an­la­gen werden die Erträ­ge erst ausge­schüt­tet und dann erneut angelegt, thesau­ri­er­te Gewin­ne fließen dagegen ohne diesen Zwischen­schritt direkt wieder in den Fonds.

Ob ein Invest­ment­fonds bzw. ETF thesau­ri­e­rend ist oder ausschüt­tend, ändert nichts an der Art seiner Verwaltung.

Sind thesau­ri­er­te Erträ­ge steuerpflichtig?

Für Kapital­erträ­ge aus thesau­ri­e­ren­den Fonds und ETFs gilt der aktuel­le Sparer­pausch­be­trag. Darüber hinaus erziel­te Gewin­ne werden im Rahmen der Abgel­tungs­steu­er besteuert.

Die anfal­len­de Steuer­hö­he ist bei ausschüt­ten­den und thesau­ri­e­ren­den Produk­ten folglich die Gleiche.

Einen Unter­schied gibt es jedoch beim Zeitpunkt der Besteue­rung.

Ausschüt­ten­de Anlagen werden durch den Finanz­dienst­leis­ter sofort bei der Ausschüt­tung besteu­ert, Thesau­ri­e­ren­de dagegen zu Jahres­be­ginn über eine Vorab­pau­scha­le.

Seit der Invest­ment­steu­er­re­form im Jahr 2018 profi­tiert man bei thesau­ri­e­ren­de ETFs und Fonds nicht mehr vom Steuer­stun­dungs­ef­fekt.

Thesau­ri­e­rend vs. Ausschüttend

Insbe­son­de­re bei ETFs kann schnell der Eindruck entste­hen, dass Thesau­ri­e­rung automa­tisch zu höheren Gewin­nen führt.

Dabei sollte die Entschei­dung für thesau­ri­e­ren­de oder ausschüt­ten­de ETFs im Wesent­li­chen von der gewähl­ten Anlage­stra­te­gie abhängen.

Möchte man ein passi­ves Einkom­men aus seinem Portfo­lio bezie­hen, ist die Wahl ausschüt­ten­der ETFs naheliegend.

Wer hinge­gen langfris­ti­ge Sparzie­le verfolgt und kleine­re Beträ­ge inves­tiert, kann von thesau­ri­e­ren­den ETFs profi­tie­ren – insofern sie sich stabil entwickeln.

Das liegt vor allem am Zinses­zins, denn die zurück­flie­ßen­den Erträ­ge bei thesau­ri­e­ren­den ETFs werden im darauf­fol­gen­den Jahr mitverzinst.

Das lässt sich mit folgen­dem Rechen­bei­spiel veranschaulichen:

Thesau­ri­e­ren­der vs. ausschüt­ten­der ETF

Krite­ri­umThesau­ri­e­ren­der ETFAusschüt­ten­der ETF
Umgang mit ErträgenErträ­ge verblei­ben im Fonds und erhöhen den Anteil­wert (automa­ti­sche Wiederanlage).Erträ­ge werden regel­mä­ßig an Anleger ausge­schüt­tet; am Ex-Tag sinkt der Anteil­wert um die Ausschüttung.
Steuer während der HaltedauerVorab­pau­scha­le möglich (nur bei positi­vem Basis­zins und positi­ver Jahres­ent­wick­lung); wird um Ausschüt­tun­gen gekürzt.Steuer auf Ausschüt­tun­gen; Vorab­pau­scha­le nur, wenn Ausschüttungen 
Steuer beim VerkaufAbgel­tung­s­teu­er auf den verblei­ben­den Gewinn; bereits besteu­er­te Vorab­pau­scha­len werden angerech­net; Teilfrei­stel­lung greift.Abgel­tung­s­teu­er auf den verblei­ben­den Gewinn; bereits besteu­er­te Ausschüttungen/Vorabpauschalen werden angerech­net; Teilfrei­stel­lung greift.
Sparer-Pausch­be­trag1.000 €/2.000 € (seit 2023), z. B. durch Vorab­pau­scha­le und späte­re Gewin­ne nutzbar.1.000 €/2.000 € (seit 2023), v. a. durch laufen­de Ausschüt­tun­gen nutzbar.
Zinses­zins­ef­fektVoll wirksam, da Erträ­ge automa­tisch im Fonds bleiben.Nur bei Wieder­an­la­ge voll wirksam; ohne Reinvest schwächer.
Geeig­net fürLangfris­ti­ger Vermö­gens­auf­bau ohne laufen­de Cashflows.Anleger mit Wunsch nach regel­mä­ßi­gen Einnah­men (z. B. Entnahmephase).

Belege (Auswahl): Sparer-Pausch­be­trag seit 2023 = 1.000 €/2.000 €; Vorab­pau­scha­le basiert auf Basiszins/Basisertrag, wird um Ausschüt­tun­gen gekürzt; Teilfrei­stel­lung Aktien-ETF i. d. R. 30 %.

Zinses­zins­ef­fekt

Annah­men: Start 10.000 €, 5 % Gesamt­ren­di­te p. a. konstant.

  • Thesau­ri­e­rend: Erträ­ge bleiben im Fonds → Compounding.
  • Ausschüt­tend (ohne Wieder­an­la­ge): volle 5 % jährlich als Cash; Depot­wert bleibt verein­facht 10.000 €.

JahrThesau­ri­e­rend: Depot­wertAusschüt­tung (Jahr)Ausschüt­tend: kumuliertAusschüt­tend: Gesamt­ver­mö­gen (Depot + kum.)
110.500 €500 €500 €10.500 €
211.025 €500 €1.000 €11.000 €
512.763 €500 €2.500 €12.500 €
1016.289 €500 €5.000 €15.000 €

Wie erkennt man thesau­ri­e­ren­de ETFs?

Thesau­ri­e­ren­de ETFS erkennt man an der Abkür­zung 1C, C oder ACC.

Thesau­ri­e­ren­de ETFs werden auf Englisch Accumu­la­ting ETFs genannt.

Ausschüt­ten­de ETFs werden von den Kürzeln D, DIS oder DIST beglei­tet, die von der engli­schen Bezeich­nung Distri­bu­ting ETFs stammen.

AAV-Fazit

Es gibt zwei Formen der Ertrags­ver­wen­dung bei Invest­ment­fonds und ETFs:

  1. Ausschüt­tung der Erträge
  2. Reinves­ti­ti­on ohne Ausschüt­tung (Thesau­ri­e­rung)

Durch die sofor­ti­ge Reinves­ti­ti­on können Anleger bei thesau­ri­e­ren­den ETFs vom Zinses­zins­ef­fekt profi­tie­ren und Trans­ak­ti­ons­kos­ten sparen, die bei einer Wieder­an­la­ge anfallen.

Da die Erträ­ge nicht in Form von regel­mä­ßi­gen Ausschüt­tun­gen sicht­bar sind, kann es schwie­ri­ger sein das Portfo­lio zu überwa­chen und den genau­en Wert eines thesau­ri­e­ren­den ETFs zu beurteilen.

Keine Garan­tie

Bei thesau­ri­e­ren­den ETFs sind keine Dividen­den garan­tiert!

Vielmehr entschei­den sich Unter­neh­men manch­mal dazu die Dividen­den aufzu­schie­ben, zu reduzie­ren oder gänzlich abzuschaf­fen.

Gründe dafür können umsatz­schwa­che Jahre oder unvor­her­seh­ba­re markt­wirt­schaft­li­che Schwan­kun­gen sein.

Das betrifft nicht nur kleine Firmen – während der Corona-Krise schüt­te­ten auch große Konzer­ne wie z.B. Lufthan­sa und Sixt keine Dividen­den aus.

Anleger haben in solchen Fällen keinen Handlungs­spiel­raum.

Thesau­ri­e­ren­de Invest­ment­fonds werden hinge­gen von erfah­re­nen Fonds­ma­na­gern aktiv verwal­tet und eignen sich auch für Anleger, die sich noch am Anfang ihrer Invest­ment Journey befinden.

Häufig gestell­te Fragen (FAQ) zum Begriff “thesau­ri­e­rend” bei Fonds und ETFs

In diesem Kapitel beant­wor­ten wir die häufigs­ten Fragen.

1. Was bedeu­tet „thesau­ri­e­rend“ bei Fonds und ETFs?

„Thesau­ri­e­rend“ bedeu­tet, dass Erträ­ge wie Dividen­den oder Zinsen nicht an die Anleger ausge­schüt­tet, sondern automa­tisch im Fonds oder ETF reinves­tiert werden. Dadurch erhöht sich der Wert der Fonds­an­tei­le und der Zinses­zins­ef­fekt wird genutzt.

2. Wie erken­ne ich, ob ein ETF thesau­ri­e­rend ist?

Thesau­ri­e­ren­de ETFs sind in der Regel mit dem Kürzel „ACC“ (für „accumu­la­ting“) im Namen gekenn­zeich­net. Diese Infor­ma­ti­on findet sich auch im Facts­heet oder den Produkt­de­tails des ETFs.

3. Welche Vortei­le bieten thesau­ri­e­ren­de Fonds?

Thesau­ri­e­ren­de Fonds ermög­li­chen durch die automa­ti­sche Wieder­an­la­ge der Erträ­ge einen stärke­ren Zinses­zins­ef­fekt, was langfris­tig zu einem höheren Vermö­gens­auf­bau führen kann. Zudem entfällt der Aufwand für die manuel­le Wieder­an­la­ge der Erträge.

4. Gibt es steuer­li­che Unter­schie­de zwischen thesau­ri­e­ren­den und ausschüt­ten­den Fonds?

Ja, bei thesau­ri­e­ren­den Fonds wird in Deutsch­land eine sogenann­te Vorab­pau­scha­le erhoben, die eine jährli­che Besteue­rung simuliert, obwohl keine Ausschüt­tung erfolgt. Bei ausschüt­ten­den Fonds erfolgt die Besteue­rung direkt bei der Auszah­lung der Erträge.

5. Für wen sind thesau­ri­e­ren­de ETFs beson­ders geeignet?

Thesau­ri­e­ren­de ETFs eignen sich beson­ders für Anleger mit langfris­ti­gem Anlage­ho­ri­zont, die den Zinses­zins­ef­fekt nutzen möchten und keine regel­mä­ßi­gen Ausschüt­tun­gen benöti­gen. Sie sind ideal für den Vermö­gens­auf­bau über viele Jahre.

6. Kann ich bei thesau­ri­e­ren­den Fonds trotz­dem Erträ­ge erhalten?

Direk­te Auszah­lun­gen erfol­gen bei thesau­ri­e­ren­den Fonds nicht. Um Erträ­ge zu reali­sie­ren, müssen Antei­le verkauft werden, wodurch Kursge­win­ne erzielt werden können.

7. Wie unter­schei­den sich thesau­ri­e­ren­de von ausschüt­ten­den Fonds in der Praxis?

Bei thesau­ri­e­ren­den Fonds werden Erträ­ge automa­tisch reinves­tiert, was zu einer Erhöhung des Anteils­wer­tes führt. Ausschüt­ten­de Fonds zahlen Erträ­ge direkt an die Anleger aus, die diese dann selbst wieder anlegen oder ander­wei­tig verwen­den können.

8. Welche Rolle spielt die Thesau­ri­e­rung bei der Altersvorsorge?

Thesau­ri­e­ren­de Fonds sind für die Alters­vor­sor­ge attrak­tiv, da sie über lange Zeiträu­me hinweg durch den Zinses­zins­ef­fekt ein steti­ges Wachs­tum des inves­tier­ten Kapitals ermög­li­chen. Sie eignen sich beson­ders für Anleger, die während der Anspar­pha­se keine regel­mä­ßi­gen Auszah­lun­gen benötigen.

9. Was bedeu­tet „ACC“ im Namen eines ETFs?

Die Abkür­zung ACC steht für Accumu­la­ting, also thesau­ri­e­rend. Du findest sie typischer­wei­se im Namen oder in den Produkt­da­ten. Diese ETFs reinves­tie­ren Erträ­ge automa­tisch, statt sie auszuschütten.

10. Warum ist die Vorab­pau­scha­le bei thesau­ri­e­ren­den ETFs meist geringer?

Die Vorab­pau­scha­le errech­net sich aus dem Basis­zins und der Wertent­wick­lung des Fonds, abzüg­lich eventu­el­ler Ausschüt­tun­gen. Bei thesau­ri­e­ren­den ETFs, die keine Ausschüt­tun­gen zahlen, fällt sie entwe­der an oder beträgt 0 €, je nach Perfor­mance. Um sie präzi­se zu berech­nen, gelten spezi­el­le Formeln (§ 18 InvStG).

11. Erhöht dynami­sche Wieder­an­la­ge die Rendi­te wirklich?

Ja. Durch die volle automa­ti­sche Wieder­an­la­ge wirken Zinses­zin­sen stärker und konti­nu­ier­li­cher. Selbst bei gleichen Gesamt­ren­di­ten führt thesau­ri­e­ren­des Verhal­ten langfris­tig zu größe­ren Endwer­ten bei identi­schem Startbetrag.

12. Sind Kosten oder Steuern bei thesau­ri­e­ren­den ETFs niedri­ger als bei ausschüttenden?

Nicht direkt. Die Kosten­struk­tur (z. B. Verwal­tungs­ge­bühr) ist unabhän­gig. Bei Steuern kann ein Vorteil entste­hen, da Vorab­pau­scha­len oft gerin­ger ausfal­len als steuer­pflich­ti­ge Ausschüt­tun­gen. Die endgül­ti­ge Steuer­last ist bei Verkauf oder Ausschüt­tung vergleichbar.

13. Gibt es Nachtei­le bei thesau­ri­e­ren­den ETFs?

Ein mögli­cher Nachteil ist die fehlen­de Liqui­di­tät: Erträ­ge werden nicht auf ein Konto ausge­zahlt. Für Anleger, die Einnah­men für laufen­de Ausga­ben benöti­gen, kann ein ausschüt­ten­der ETF prakti­scher sein. Außer­dem entzieht die Vorab­pau­scha­le dem Fonds jährlich Kapital – aber meist nur in gerin­gem Umfang.

Hinweis: Dieses FAQ dient der allge­mei­nen Infor­ma­ti­on und ersetzt keine indivi­du­el­le Anlage­be­ra­tung. Für spezi­fi­sche Anlie­gen wenden Sie sich bitte an einen Finanzberater.

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