Impli­zi­te Volati­li­tät: Das müssen Anleger wissen

Zuletzt aktualisiert am: 06.09.2023

Lesedauer: 5 Minuten

Implizite Volatilität: Das müssen Anleger wissen

Die impli­zi­te Volati­li­tät ist ein Maß, um die erwar­te­ten Kursschwan­kun­gen eines Wertpa­piers oder Marktes finanz­ma­the­ma­tisch zu bestimmen.

Volati­li­tät ist in vielen verschie­de­nen Fachge­bie­ten von Inter­es­se und kann mit Hilfe von numeri­schen Metho­den berech­net werden.

Insbe­son­de­re beim Options­han­del liefert das Konzept wichti­ge Einbli­cke zu den Erwar­tun­gen der Markt­teil­neh­mer im Hinblick auf zukünf­ti­ge Preisschwankungen.

Defini­ti­on von impli­zi­ter Volati­li­tät im Finanzwesen

Im Finanz­we­sen wird impli­zi­te Volati­li­tät als Kennzahl definiert, die erwar­te­te zukünf­ti­ge Preis­schwan­kun­gen eines Vermö­gens­wer­tes inner­halb eines bestimm­ten Zeitrau­mes widerspiegelt.

Der Begriff „Volati­li­tät“ stammt vom latei­ni­schen „volati­lis“ ab und lässt sich als „fliegend“ oder „flüch­tig“ übersetzen.

Verein­facht ausge­drückt, zeigt die impli­zi­te Volati­li­tät, wie stark die Markt­teil­neh­mer davon ausge­hen, dass sich der Preis eines Vermö­gens­wer­tes über eine festge­leg­te Dauer verän­dern wird.

Sie findet häufig bei der Preis­fin­dung von Optio­nen Verwen­dung und gibt an, wie stark die Markt­teil­neh­mer diese zukünf­ti­gen Schwan­kun­gen einschätzen.

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Warum ist impli­zi­te Volati­li­tät bei Options­schei­nen so wichtig?

Die impli­zi­te Volati­li­tät ist ein wesent­li­cher Faktor bei der Preis­bil­dung von Options­schei­nen.

Je höher die erwar­te­te Volati­li­tät eines Basis­wer­tes ist, desto teurer wird der Options­schein sein.

Eine höhere Volati­li­tät bietet mehr Chancen für Preis­be­we­gun­gen, was den Options­schein wieder­um attrak­ti­ver macht.

Da Options­schei­ne den Anlegern ermög­li­chen von den Preis­schwan­kun­gen des Basis­werts zu profi­tie­ren, ohne sie selbst zu besit­zen, können größe­re Preis­be­we­gun­gen in höheren Gewin­nen resultieren.

Die impli­zi­te Volati­li­tät ermög­licht Anlegern die Risiken eines Options­schei­nes besser zu verste­hen, Chancen zu erken­nen und das richti­ge Timing für Kauf oder Verkauf zu wählen.

Um dieses Wissen aktiv nutzen zu können, ist es wichtig die wesent­li­chen einfluss­ge­ben­den Fakto­ren zu
kennen.

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Hohe und niedri­ge impli­zi­te Volatilität

Eine hohe bzw. niedri­ge impli­zi­te Volati­li­tät steht in direk­tem Zusam­men­hang mit Markt­be­din­gun­gen, politi­schen Ereig­nis­sen und der allge­mei­nen Stimmung der Marktteilnehmer.

So können einer hohen impli­zi­ten Volati­li­tät zum Beispiel folgen­de Szena­ri­en zu Grunde liegen:

Rahmen­be­din­gungBeispie­le
Markt­er­eig­nis­se
  • Bevor­ste­hen­de Ereig­nis­se, wie Quartals­be­rich­te von Unternehmen
  • Wirtschafts­da­ten­ver­öf­fent­li­chun­gen
  • Politi­sche Entscheidungen
Finanz­kri­sen
  • Markt­teil­neh­mer erwar­ten in Zeiten finan­zi­el­ler Unsicher­heit starke Preisschwankungen
Angestie­ge­ne Unsicherheit
  • Politi­sche Instabilität
  • Globa­le Konflikte
  • Unvor­her­seh­ba­re Ereignisse
Erhöh­ter Bedarf nach Absicherung
  • Wenn sich viele Markt­teil­neh­mer gegen mögli­che Verlus­te absichern möchten, steigt die Nachfra­ge nach Optionen

Keine vorher­seh­ba­re Größe

Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass impli­zi­te Volati­li­tät von verschie­de­nen Fakto­ren beein­flusst wird.

Diese sind varia­bel und können sich im Laufe der Zeit ändern.

Es handelt sich nicht um eine vorher­seh­ba­re Größe, sondern um ein Abbild der kollek­ti­ven Erwar­tun­gen der Marktteilnehmer.

Das wird noch deutli­cher, wenn man betrach­tet, wann niedri­ge impli­zi­te Volati­li­tät auftritt:

Rahmen­be­din­gungBeispie­le
Ruhige Markt­pha­sen
  • Stabi­le Märkte
  • Keine Erwar­tung, dass außer­ge­wöhn­li­che Ereig­nis­se eintreten
Optimis­ti­sche Stimmung
  • Positi­ve Stimmung in der Wirtschaft
  • Weniger Unsicher­heit
Niedri­ge Zinsen
  • Anleger neigen zu risiko­rei­che­ren Anlagen
Gerin­ger Bedarf nach Absicherung
  • Nachfra­ge nach Optio­nen nimmt ab, da kein Bedarf nach Absiche­rung besteht

Um besse­re Handels­ent­schei­dun­gen zu treffen, sollten Händler und Inves­to­ren unbedingt ein Bewusst­sein dafür haben, wie sich verschie­de­ne gesell­schaft­li­che, wirtschaft­li­che und politi­sche Rahmen­be­din­gun­gen auf die impli­zi­te Volati­li­tät auswir­ken können.

Beispiel für impli­zi­te Volatilität

Ein Anleger ist der Überzeu­gung, dass der DAX im Laufe des nächs­ten Quartals volati­ler sein wird und entschei­det sich für den Kauf eines Options­scheins zu einem bestimm­ten Ausübungspreis.

Seine Annah­me basiert auf der Kennt­nis, dass Wirtschafts­da­ten­ver­öf­fent­li­chun­gen anstehen.

Wenn die Markt­teil­neh­mer eine höhere erwar­te­te impli­zi­te Volati­li­tät antizi­pie­ren, wird der Options­preis steigen.

Ist die impli­zi­te Volati­li­tät des DAX höher, könnte der Options­preis z.B. bei 300 Euro liegen. Wenn die impli­zi­te Volati­li­tät niedri­ger ist, könnten es dagegen 200 Euro sein.

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Wie kann man impli­zi­te Volati­li­tät berechnen?

Um die impli­zi­te Volati­li­tät zu berech­nen, werden komple­xe mathe­ma­ti­sche Model­le, wie z.B. die Black-Scholes-Formel, verwendet.

Die impli­zi­te Volati­li­tät wird bei diesem Ansatz als Unbekann­te behandelt.

Keine direk­te Berechnung

Aufgrund der Komple­xi­tät der Berech­nung, kann der Wert nicht direkt ermit­telt werden, sondern ist viel mehr eine Schät­zung, die erwar­te­te zukünf­ti­ge Schwan­kun­gen widerspiegelt.

Beim Black-Scholes-Modell wird die impli­zi­te Volati­li­tät genutzt, um den theore­ti­schen Preis einer Option zu ermitteln.

Ziel ist es zu berech­nen, wie hoch die Wahrschein­lich­keit ist, dass der Basis­wert den Ausübungs­preis erreicht oder überschreitet.

Formel zur Berech­nung der impli­zi­ten Volatilität

Die Black-Scholes-Formel zur Berech­nung des Preises einer europäi­schen Call-Option sieht in ihrer Grund­form folgen­der­ma­ßen aus:

C = S * N(d_1)\,\,\text{–}\,\,X * e^{-rT} * N (d_2)

C:\,\,Optionspreis
S:\,\,Aktueller\,\,Kurs\,\,des\,\,Basiswerts
X:\,\,Ausübungspreis\,\,der\,\,Option
r:\,\,Risikofreier\,\,Zinssatz
T:\,\,Verbleibende\,\,Zeit\,\,bis\,\,zum\,\,Ablauf\,\,der\,\,Option

Um die Werte d_1 und d_2 zu berech­nen, werden weite­re Rechen­schrit­te benötigt.

Spezia­li­sier­te Software

In der Praxis wird zur Berech­nung spezia­li­sier­te Finanz­soft­ware verwen­det, da es sich um hochkom­ple­xe mathe­ma­ti­sche Prozes­se handelt.

Inves­to­ren können die impli­zi­te Volati­li­tät dank verschie­de­nen Tools, wie z.B. Options­scan­nern berech­nen und überwachen.

Sie bieten Diagram­me, Charts und statis­ti­sche Daten, die Anlegern helfen Trends zu erken­nen und attrak­ti­ve Optio­nen zu identifizieren.

Nur für europäi­sche Optionen

Das Black-Scholes-Modell kann nur bei europäi­schen Optio­nen angewen­det werden.

Diese werden am letzten Tag ausge­übt, während ameri­ka­ni­sche Optio­nen jeder­zeit vor dem Verfalls­tag ausge­übt werden können.

Histo­ri­sche Volatilität

Die histo­ri­sche Volati­li­tät misst ebenfalls die tatsäch­li­chen Schwan­kun­gen der Preise eines Vermö­gens­wer­tes über einen bestimm­ten Zeitraum – aller­dings auf histo­ri­scher Basis.

Der direk­te Vergleich mit frühe­ren Werten kann helfen, zukünf­ti­ge Preis­schwan­kun­gen basie­rend auf vergan­ge­nen Bewegun­gen zu antizipieren.

AAV-Fazit

Auch wenn impli­zi­te Volati­li­tät insbe­son­de­re im Options­han­del eine entschei­den­de Rolle spielt, kann sie sich im Laufe der Zeit ändern.

Für Inves­to­ren bedeu­tet das die Notwen­dig­keit einer konti­nu­ier­li­chen Überwa­chung.

Model­le wie z.B. die Black-Scholes-Formel garan­tie­ren nicht immer eine ausrei­chen­de oder akkura­te Berech­nung der impli­zi­ten Volatilität.

In manchen Fällen kann es sinnvol­ler sein die histo­ri­sche Volati­li­tät zu betrach­ten, bevor man eine Entschei­dung trifft.

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