Inhaltsverzeichnis
Kernpunkte zur Impliziten Volatilität
- Definition: Erwartete Schwankungsbreite eines Finanzinstruments in der Zukunft.
- Berechnung: Abgeleitet aus dem Preis von Optionen auf dem Markt.
- Nutzung: Hilft bei der Einschätzung von Unsicherheiten auf dem Markt und der Preisgestaltung von Optionen.
Die implizite Volatilität ist ein Maß, um die erwarteten Kursschwankungen eines Wertpapiers oder Marktes finanzmathematisch zu bestimmen.
Volatilität ist in vielen verschiedenen Fachgebieten von Interesse und kann mit Hilfe von numerischen Methoden berechnet werden.
Insbesondere beim Optionshandel liefert das Konzept wichtige Einblicke zu den Erwartungen der Marktteilnehmer im Hinblick auf zukünftige Preisschwankungen.
Definition von impliziter Volatilität im Finanzwesen
Im Finanzwesen wird implizite Volatilität als Kennzahl definiert, die erwartete zukünftige Preisschwankungen eines Vermögenswertes innerhalb eines bestimmten Zeitraumes widerspiegelt.
Der Begriff „Volatilität“ stammt vom lateinischen „volatilis“ ab und lässt sich als „fliegend“ oder „flüchtig“ übersetzen.
Vereinfacht ausgedrückt, zeigt die implizite Volatilität, wie stark die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass sich der Preis eines Vermögenswertes über eine festgelegte Dauer verändern wird.
Sie findet häufig bei der Preisfindung von Optionen Verwendung und gibt an, wie stark die Marktteilnehmer diese zukünftigen Schwankungen einschätzen.
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Warum ist implizite Volatilität bei Optionsscheinen so wichtig?
Die implizite Volatilität ist ein wesentlicher Faktor bei der Preisbildung von Optionsscheinen.
Je höher die erwartete Volatilität eines Basiswertes ist, desto teurer wird der Optionsschein sein.
Eine höhere Volatilität bietet mehr Chancen für Preisbewegungen, was den Optionsschein wiederum attraktiver macht.
Da Optionsscheine den Anlegern ermöglichen von den Preisschwankungen des Basiswerts zu profitieren, ohne sie selbst zu besitzen, können größere Preisbewegungen in höheren Gewinnen resultieren.
Die implizite Volatilität ermöglicht Anlegern die Risiken eines Optionsscheines besser zu verstehen, Chancen zu erkennen und das richtige Timing für Kauf oder Verkauf zu wählen.
Um dieses Wissen aktiv nutzen zu können, ist es wichtig die wesentlichen einflussgebenden Faktoren zu
kennen.
Hohe und niedrige implizite Volatilität
Eine hohe bzw. niedrige implizite Volatilität steht in direktem Zusammenhang mit Marktbedingungen, politischen Ereignissen und der allgemeinen Stimmung der Marktteilnehmer.
So können einer hohen impliziten Volatilität zum Beispiel folgende Szenarien zu Grunde liegen:
Rahmenbedingung | Beispiele |
---|---|
Marktereignisse |
|
Finanzkrisen |
|
Angestiegene Unsicherheit |
|
Erhöhter Bedarf nach Absicherung |
|
Keine vorhersehbare Größe
Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass implizite Volatilität von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird.
Diese sind variabel und können sich im Laufe der Zeit ändern.
Es handelt sich nicht um eine vorhersehbare Größe, sondern um ein Abbild der kollektiven Erwartungen der Marktteilnehmer.
Das wird noch deutlicher, wenn man betrachtet, wann niedrige implizite Volatilität auftritt:
Rahmenbedingung | Beispiele |
---|---|
Ruhige Marktphasen |
|
Optimistische Stimmung |
|
Niedrige Zinsen |
|
Geringer Bedarf nach Absicherung |
|
Um bessere Handelsentscheidungen zu treffen, sollten Händler und Investoren unbedingt ein Bewusstsein dafür haben, wie sich verschiedene gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen auf die implizite Volatilität auswirken können.
Beispiel für implizite Volatilität
Ein Anleger ist der Überzeugung, dass der DAX im Laufe des nächsten Quartals volatiler sein wird und entscheidet sich für den Kauf eines Optionsscheins zu einem bestimmten Ausübungspreis.
Seine Annahme basiert auf der Kenntnis, dass Wirtschaftsdatenveröffentlichungen anstehen.
Wenn die Marktteilnehmer eine höhere erwartete implizite Volatilität antizipieren, wird der Optionspreis steigen.
Ist die implizite Volatilität des DAX höher, könnte der Optionspreis z.B. bei 300 Euro liegen. Wenn die implizite Volatilität niedriger ist, könnten es dagegen 200 Euro sein.
Wie kann man implizite Volatilität berechnen?
Um die implizite Volatilität zu berechnen, werden komplexe mathematische Modelle, wie z.B. die Black-Scholes-Formel, verwendet.
Die implizite Volatilität wird bei diesem Ansatz als Unbekannte behandelt.
Keine direkte Berechnung
Aufgrund der Komplexität der Berechnung, kann der Wert nicht direkt ermittelt werden, sondern ist viel mehr eine Schätzung, die erwartete zukünftige Schwankungen widerspiegelt.
Beim Black-Scholes-Modell wird die implizite Volatilität genutzt, um den theoretischen Preis einer Option zu ermitteln.
Ziel ist es zu berechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Basiswert den Ausübungspreis erreicht oder überschreitet.
Formel zur Berechnung der impliziten Volatilität
Die Black-Scholes-Formel zur Berechnung des Preises einer europäischen Call-Option sieht in ihrer Grundform folgendermaßen aus:
C = S * N(d_1)\,\,\text{--}\,\,X * e^{-rT} * N (d_2)
C:\,\,Optionspreis
S:\,\,Aktueller\,\,Kurs\,\,des\,\,Basiswerts
X:\,\,Ausübungspreis\,\,der\,\,Option
r:\,\,Risikofreier\,\,Zinssatz
T:\,\,Verbleibende\,\,Zeit\,\,bis\,\,zum\,\,Ablauf\,\,der\,\,Option
Um die Werte d_1 und d_2 zu berechnen, werden weitere Rechenschritte benötigt.
Spezialisierte Software
In der Praxis wird zur Berechnung spezialisierte Finanzsoftware verwendet, da es sich um hochkomplexe mathematische Prozesse handelt.
Investoren können die implizite Volatilität dank verschiedenen Tools, wie z.B. Optionsscannern berechnen und überwachen.
Sie bieten Diagramme, Charts und statistische Daten, die Anlegern helfen Trends zu erkennen und attraktive Optionen zu identifizieren.
Nur für europäische Optionen
Das Black-Scholes-Modell kann nur bei europäischen Optionen angewendet werden.
Diese werden am letzten Tag ausgeübt, während amerikanische Optionen jederzeit vor dem Verfallstag ausgeübt werden können.
Historische Volatilität
Die historische Volatilität misst ebenfalls die tatsächlichen Schwankungen der Preise eines Vermögenswertes über einen bestimmten Zeitraum – allerdings auf historischer Basis.
Der direkte Vergleich mit früheren Werten kann helfen, zukünftige Preisschwankungen basierend auf vergangenen Bewegungen zu antizipieren.
AAV-Fazit
Auch wenn implizite Volatilität insbesondere im Optionshandel eine entscheidende Rolle spielt, kann sie sich im Laufe der Zeit ändern.
Für Investoren bedeutet das die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung.
Modelle wie z.B. die Black-Scholes-Formel garantieren nicht immer eine ausreichende oder akkurate Berechnung der impliziten Volatilität.
In manchen Fällen kann es sinnvoller sein die historische Volatilität zu betrachten, bevor man eine Entscheidung trifft.
Weitere Informationen
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur impliziten Volatilität
In diesem Kapitel beantworten wir die häufigsten Fragen.
1. Was ist die implizite Volatilität?
Die implizite Volatilität (IV) ist ein Maß für die vom Markt erwartete Schwankungsbreite eines Basiswerts über die Laufzeit einer Option. Sie wird aus den aktuellen Optionspreisen abgeleitet und spiegelt die Markterwartungen hinsichtlich zukünftiger Kursschwankungen wider.
2. Wie unterscheidet sich implizite von historischer Volatilität?
Während die historische Volatilität auf vergangenen Kursbewegungen basiert, gibt die implizite Volatilität die erwarteten zukünftigen Schwankungen an. Sie wird aus den Preisen von Optionen abgeleitet und ist somit ein Indikator für die Marktstimmung.
3. Warum ist die implizite Volatilität für Anleger wichtig?
Die implizite Volatilität beeinflusst die Preisgestaltung von Optionen und kann Hinweise auf die erwartete Marktunsicherheit geben. Ein hoher IV-Wert deutet auf erhöhte erwartete Schwankungen hin, was für Optionshändler und Risikomanager von Bedeutung ist.
4. Wie wird die implizite Volatilität berechnet?
Die IV wird nicht direkt berechnet, sondern durch Einsetzen des Marktpreises einer Option in ein Optionspreismodell wie das Black-Scholes-Modell ermittelt. Da die Formel nicht explizit nach der Volatilität aufgelöst werden kann, werden numerische Methoden wie das Newton-Raphson-Verfahren verwendet.
5. Welche Indizes messen die implizite Volatilität?
Bekannte Volatilitätsindizes sind der VIX (für den S&P 500), der VDAX-NEW (für den DAX) und der VSTOXX (für den Euro Stoxx 50). Diese Indizes geben die erwartete Schwankungsbreite der jeweiligen Märkte über einen bestimmten Zeitraum an.
6. Was bedeutet ein hoher oder niedriger IV-Wert?
Ein hoher IV-Wert signalisiert, dass der Markt mit größeren zukünftigen Kursschwankungen rechnet, während ein niedriger Wert auf erwartete Stabilität hindeutet. Diese Einschätzung kann durch bevorstehende Ereignisse wie Unternehmensberichte oder wirtschaftliche Daten beeinflusst werden.
7. Wie beeinflusst die implizite Volatilität den Optionspreis?
Eine steigende IV führt in der Regel zu höheren Optionspreisen, da die erwarteten Schwankungen zunehmen. Umgekehrt sinken die Optionspreise bei abnehmender IV, da geringere Bewegungen erwartet werden.
8. Was ist ein „Volatility Smile“?
Ein „Volatility Smile“ beschreibt das Phänomen, dass Optionen mit Ausübungspreisen weit vom aktuellen Kurs entfernt höhere implizite Volatilitäten aufweisen als Optionen „am Geld“. Dies führt zu einer graphischen Darstellung der IV, die einem Lächeln ähnelt.
Hinweis: Dieses FAQ dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle Anlageberatung. Für spezifische Anliegen wenden Sie sich bitte an einen Finanzberater.