Impli­zi­te Volati­li­tät: Das müssen Anleger wissen

Zuletzt aktualisiert am: 21.07.2025

Lesedauer: 7 Minuten

Zwei Personen zeigen auf ein Tablet, auf dem Aktiencharts und Diagramme auf einem Tisch mit Notizbüchern und Papieren zu sehen sind. Der Text auf Deutsch lautet: "Was ist implizite Volatilität?".

Kernpunk­te zur Impli­zi­ten Volatilität

  • Defini­ti­on: Erwar­te­te Schwan­kungs­brei­te eines Finanz­in­stru­ments in der Zukunft.
  • Berech­nung: Abgelei­tet aus dem Preis von Optio­nen auf dem Markt.
  • Nutzung: Hilft bei der Einschät­zung von Unsicher­hei­ten auf dem Markt und der Preis­ge­stal­tung von Optionen.

Die impli­zi­te Volati­li­tät ist ein Maß, um die erwar­te­ten Kursschwan­kun­gen eines Wertpa­piers oder Marktes finanz­ma­the­ma­tisch zu bestimmen.

Volati­li­tät ist in vielen verschie­de­nen Fachge­bie­ten von Inter­es­se und kann mit Hilfe von numeri­schen Metho­den berech­net werden.

Insbe­son­de­re beim Options­han­del liefert das Konzept wichti­ge Einbli­cke zu den Erwar­tun­gen der Markt­teil­neh­mer im Hinblick auf zukünf­ti­ge Preisschwankungen.

Defini­ti­on von impli­zi­ter Volati­li­tät im Finanzwesen

Im Finanz­we­sen wird impli­zi­te Volati­li­tät als Kennzahl definiert, die erwar­te­te zukünf­ti­ge Preis­schwan­kun­gen eines Vermö­gens­wer­tes inner­halb eines bestimm­ten Zeitrau­mes widerspiegelt.

Der Begriff „Volati­li­tät“ stammt vom latei­ni­schen „volati­lis“ ab und lässt sich als „fliegend“ oder „flüch­tig“ übersetzen.

Verein­facht ausge­drückt, zeigt die impli­zi­te Volati­li­tät, wie stark die Markt­teil­neh­mer davon ausge­hen, dass sich der Preis eines Vermö­gens­wer­tes über eine festge­leg­te Dauer verän­dern wird.

Sie findet häufig bei der Preis­fin­dung von Optio­nen Verwen­dung und gibt an, wie stark die Markt­teil­neh­mer diese zukünf­ti­gen Schwan­kun­gen einschätzen.

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Warum ist impli­zi­te Volati­li­tät bei Options­schei­nen so wichtig?

Die impli­zi­te Volati­li­tät ist ein wesent­li­cher Faktor bei der Preis­bil­dung von Options­schei­nen.

Je höher die erwar­te­te Volati­li­tät eines Basis­wer­tes ist, desto teurer wird der Options­schein sein.

Eine höhere Volati­li­tät bietet mehr Chancen für Preis­be­we­gun­gen, was den Options­schein wieder­um attrak­ti­ver macht.

Da Options­schei­ne den Anlegern ermög­li­chen von den Preis­schwan­kun­gen des Basis­werts zu profi­tie­ren, ohne sie selbst zu besit­zen, können größe­re Preis­be­we­gun­gen in höheren Gewin­nen resultieren.

Die impli­zi­te Volati­li­tät ermög­licht Anlegern die Risiken eines Options­schei­nes besser zu verste­hen, Chancen zu erken­nen und das richti­ge Timing für Kauf oder Verkauf zu wählen.

Um dieses Wissen aktiv nutzen zu können, ist es wichtig die wesent­li­chen einfluss­ge­ben­den Fakto­ren zu
kennen.

Ein Mann mittleren Alters mit grauen Haaren und Brille, der einen grauen Anzug trägt, sitzt an einem Schreibtisch mit einem Laptop, stützt sein Kinn auf seine Hand und schaut nachdenklich in die Kamera. Heller, moderner Bürohintergrund.

Hohe und niedri­ge impli­zi­te Volatilität

Eine hohe bzw. niedri­ge impli­zi­te Volati­li­tät steht in direk­tem Zusam­men­hang mit Markt­be­din­gun­gen, politi­schen Ereig­nis­sen und der allge­mei­nen Stimmung der Marktteilnehmer.

So können einer hohen impli­zi­ten Volati­li­tät zum Beispiel folgen­de Szena­ri­en zu Grunde liegen:

Rahmen­be­din­gungBeispie­le
Markt­er­eig­nis­se
  • Bevor­ste­hen­de Ereig­nis­se, wie Quartals­be­rich­te von Unternehmen
  • Wirtschafts­da­ten­ver­öf­fent­li­chun­gen
  • Politi­sche Entscheidungen
Finanz­kri­sen
  • Markt­teil­neh­mer erwar­ten in Zeiten finan­zi­el­ler Unsicher­heit starke Preisschwankungen
Angestie­ge­ne Unsicherheit
  • Politi­sche Instabilität
  • Globa­le Konflikte
  • Unvor­her­seh­ba­re Ereignisse
Erhöh­ter Bedarf nach Absicherung
  • Wenn sich viele Markt­teil­neh­mer gegen mögli­che Verlus­te absichern möchten, steigt die Nachfra­ge nach Optionen

Keine vorher­seh­ba­re Größe

Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass impli­zi­te Volati­li­tät von verschie­de­nen Fakto­ren beein­flusst wird.

Diese sind varia­bel und können sich im Laufe der Zeit ändern.

Es handelt sich nicht um eine vorher­seh­ba­re Größe, sondern um ein Abbild der kollek­ti­ven Erwar­tun­gen der Marktteilnehmer.

Das wird noch deutli­cher, wenn man betrach­tet, wann niedri­ge impli­zi­te Volati­li­tät auftritt:

Rahmen­be­din­gungBeispie­le
Ruhige Markt­pha­sen
  • Stabi­le Märkte
  • Keine Erwar­tung, dass außer­ge­wöhn­li­che Ereig­nis­se eintreten
Optimis­ti­sche Stimmung
  • Positi­ve Stimmung in der Wirtschaft
  • Weniger Unsicher­heit
Niedri­ge Zinsen
  • Anleger neigen zu risiko­rei­che­ren Anlagen
Gerin­ger Bedarf nach Absicherung
  • Nachfra­ge nach Optio­nen nimmt ab, da kein Bedarf nach Absiche­rung besteht

Um besse­re Handels­ent­schei­dun­gen zu treffen, sollten Händler und Inves­to­ren unbedingt ein Bewusst­sein dafür haben, wie sich verschie­de­ne gesell­schaft­li­che, wirtschaft­li­che und politi­sche Rahmen­be­din­gun­gen auf die impli­zi­te Volati­li­tät auswir­ken können.

Beispiel für impli­zi­te Volatilität

Ein Anleger ist der Überzeu­gung, dass der DAX im Laufe des nächs­ten Quartals volati­ler sein wird und entschei­det sich für den Kauf eines Options­scheins zu einem bestimm­ten Ausübungspreis.

Seine Annah­me basiert auf der Kennt­nis, dass Wirtschafts­da­ten­ver­öf­fent­li­chun­gen anstehen.

Wenn die Markt­teil­neh­mer eine höhere erwar­te­te impli­zi­te Volati­li­tät antizi­pie­ren, wird der Options­preis steigen.

Ist die impli­zi­te Volati­li­tät des DAX höher, könnte der Options­preis z.B. bei 300 Euro liegen. Wenn die impli­zi­te Volati­li­tät niedri­ger ist, könnten es dagegen 200 Euro sein.

Zwei Personen in Geschäftskleidung prüfen Finanzdiagramme und -grafiken; eine zeigt auf einen Laptop-Bildschirm, auf dem ein schwankendes Aktienchart zu sehen ist, während die andere Notizen in ein Notizbuch schreibt.

Wie kann man impli­zi­te Volati­li­tät berechnen?

Um die impli­zi­te Volati­li­tät zu berech­nen, werden komple­xe mathe­ma­ti­sche Model­le, wie z.B. die Black-Scholes-Formel, verwendet.

Die impli­zi­te Volati­li­tät wird bei diesem Ansatz als Unbekann­te behandelt.

Keine direk­te Berechnung

Aufgrund der Komple­xi­tät der Berech­nung, kann der Wert nicht direkt ermit­telt werden, sondern ist viel mehr eine Schät­zung, die erwar­te­te zukünf­ti­ge Schwan­kun­gen widerspiegelt.

Beim Black-Scholes-Modell wird die impli­zi­te Volati­li­tät genutzt, um den theore­ti­schen Preis einer Option zu ermitteln.

Ziel ist es zu berech­nen, wie hoch die Wahrschein­lich­keit ist, dass der Basis­wert den Ausübungs­preis erreicht oder überschreitet.

Formel zur Berech­nung der impli­zi­ten Volatilität

Die Black-Scholes-Formel zur Berech­nung des Preises einer europäi­schen Call-Option sieht in ihrer Grund­form folgen­der­ma­ßen aus:

C = S * N(d_1)\,\,\text{--}\,\,X * e^{-rT} * N (d_2)

C:\,\,Optionspreis
S:\,\,Aktueller\,\,Kurs\,\,des\,\,Basiswerts
X:\,\,Ausübungspreis\,\,der\,\,Option
r:\,\,Risikofreier\,\,Zinssatz
T:\,\,Verbleibende\,\,Zeit\,\,bis\,\,zum\,\,Ablauf\,\,der\,\,Option

Um die Werte d_1 und d_2 zu berech­nen, werden weite­re Rechen­schrit­te benötigt.

Spezia­li­sier­te Software

In der Praxis wird zur Berech­nung spezia­li­sier­te Finanz­soft­ware verwen­det, da es sich um hochkom­ple­xe mathe­ma­ti­sche Prozes­se handelt.

Inves­to­ren können die impli­zi­te Volati­li­tät dank verschie­de­nen Tools, wie z.B. Options­scan­nern berech­nen und überwachen.

Sie bieten Diagram­me, Charts und statis­ti­sche Daten, die Anlegern helfen Trends zu erken­nen und attrak­ti­ve Optio­nen zu identifizieren.

Nur für europäi­sche Optionen

Das Black-Scholes-Modell kann nur bei europäi­schen Optio­nen angewen­det werden.

Diese werden am letzten Tag ausge­übt, während ameri­ka­ni­sche Optio­nen jeder­zeit vor dem Verfalls­tag ausge­übt werden können.

Histo­ri­sche Volatilität

Die histo­ri­sche Volati­li­tät misst ebenfalls die tatsäch­li­chen Schwan­kun­gen der Preise eines Vermö­gens­wer­tes über einen bestimm­ten Zeitraum – aller­dings auf histo­ri­scher Basis.

Der direk­te Vergleich mit frühe­ren Werten kann helfen, zukünf­ti­ge Preis­schwan­kun­gen basie­rend auf vergan­ge­nen Bewegun­gen zu antizipieren.

AAV-Fazit

Auch wenn impli­zi­te Volati­li­tät insbe­son­de­re im Options­han­del eine entschei­den­de Rolle spielt, kann sie sich im Laufe der Zeit ändern.

Für Inves­to­ren bedeu­tet das die Notwen­dig­keit einer konti­nu­ier­li­chen Überwa­chung.

Model­le wie z.B. die Black-Scholes-Formel garan­tie­ren nicht immer eine ausrei­chen­de oder akkura­te Berech­nung der impli­zi­ten Volatilität.

In manchen Fällen kann es sinnvol­ler sein die histo­ri­sche Volati­li­tät zu betrach­ten, bevor man eine Entschei­dung trifft.

Häufig gestell­te Fragen (FAQ) zur impli­zi­ten Volatilität

In diesem Kapitel beant­wor­ten wir die häufigs­ten Fragen.

1. Was ist die impli­zi­te Volatilität?

Die impli­zi­te Volati­li­tät (IV) ist ein Maß für die vom Markt erwar­te­te Schwan­kungs­brei­te eines Basis­werts über die Laufzeit einer Option. Sie wird aus den aktuel­len Options­prei­sen abgelei­tet und spiegelt die Markt­er­war­tun­gen hinsicht­lich zukünf­ti­ger Kursschwan­kun­gen wider. 

2. Wie unter­schei­det sich impli­zi­te von histo­ri­scher Volatilität?

Während die histo­ri­sche Volati­li­tät auf vergan­ge­nen Kursbe­we­gun­gen basiert, gibt die impli­zi­te Volati­li­tät die erwar­te­ten zukünf­ti­gen Schwan­kun­gen an. Sie wird aus den Preisen von Optio­nen abgelei­tet und ist somit ein Indika­tor für die Marktstimmung. 

3. Warum ist die impli­zi­te Volati­li­tät für Anleger wichtig?

Die impli­zi­te Volati­li­tät beein­flusst die Preis­ge­stal­tung von Optio­nen und kann Hinwei­se auf die erwar­te­te Markt­un­si­cher­heit geben. Ein hoher IV-Wert deutet auf erhöh­te erwar­te­te Schwan­kun­gen hin, was für Options­händ­ler und Risiko­ma­na­ger von Bedeu­tung ist. 

4. Wie wird die impli­zi­te Volati­li­tät berechnet?

Die IV wird nicht direkt berech­net, sondern durch Einset­zen des Markt­prei­ses einer Option in ein Options­preis­mo­dell wie das Black-Scholes-Modell ermit­telt. Da die Formel nicht expli­zit nach der Volati­li­tät aufge­löst werden kann, werden numeri­sche Metho­den wie das Newton-Raphson-Verfah­ren verwendet. 

5. Welche Indizes messen die impli­zi­te Volatilität?

Bekann­te Volati­li­täts­in­di­zes sind der VIX (für den S&P 500), der VDAX-NEW (für den DAX) und der VSTOXX (für den Euro Stoxx 50). Diese Indizes geben die erwar­te­te Schwan­kungs­brei­te der jewei­li­gen Märkte über einen bestimm­ten Zeitraum an. 

6. Was bedeu­tet ein hoher oder niedri­ger IV-Wert?

Ein hoher IV-Wert signa­li­siert, dass der Markt mit größe­ren zukünf­ti­gen Kursschwan­kun­gen rechnet, während ein niedri­ger Wert auf erwar­te­te Stabi­li­tät hindeu­tet. Diese Einschät­zung kann durch bevor­ste­hen­de Ereig­nis­se wie Unter­neh­mens­be­rich­te oder wirtschaft­li­che Daten beein­flusst werden. 

7. Wie beein­flusst die impli­zi­te Volati­li­tät den Optionspreis?

Eine steigen­de IV führt in der Regel zu höheren Options­prei­sen, da die erwar­te­ten Schwan­kun­gen zuneh­men. Umgekehrt sinken die Options­prei­se bei abneh­men­der IV, da gerin­ge­re Bewegun­gen erwar­tet werden. 

8. Was ist ein „Volati­li­ty Smile“?

Ein „Volati­li­ty Smile“ beschreibt das Phäno­men, dass Optio­nen mit Ausübungs­prei­sen weit vom aktuel­len Kurs entfernt höhere impli­zi­te Volati­li­tä­ten aufwei­sen als Optio­nen „am Geld“. Dies führt zu einer graphi­schen Darstel­lung der IV, die einem Lächeln ähnelt. 

Hinweis: Dieses FAQ dient der allge­mei­nen Infor­ma­ti­on und ersetzt keine indivi­du­el­le Anlage­be­ra­tung. Für spezi­fi­sche Anlie­gen wenden Sie sich bitte an einen Finanzberater.

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